Neuraltherapie

Zusammenfassung:
Die Bezeichnung „Neuraltherapie“ bedeutet, dass bei diesem Verfahren Nervenendigungen und Nervenknoten behandelt werden. Dabei geht man von der Annahme aus, dass über die Nervenbahnen auch weiter entfernt liegende „Störzonen“ und „Herde“ – wie etwa Narben und schadhafte Zähne – Beschwerden auslösen können. Das Beäubungsmittel Procain wird an schmerzhafte Zonen injiziert. Dadurch wird ein Gegeninformationsprozess gestartet, der die Selbstheilungsprozesse des Körpers möglich macht. Manchmal tritt die Wirkung in Sekunden ein.

Die Geschichte der Neuraltherapie
Entdeckt wurde die Neuraltherapie durch Ferdinand Huneke, der mit therapeutischer Lokalanästhesie einer Patientin während eines Migräneanfalls ein örtliches Betäubungsmittel spritzte. Unbeabsichtigt spritzte er es dabei direkt in die Vene. Während Huneke seinen Fehler bemerkte, waren die Schmerzen seiner Schwester bereits verschwunden. Aus weiteren Forschungen zusammen mit seinem Bruder Walter schloss Huneke, dass über das Nervengeflecht des Blutgefäßes diese Fernwirkung erzielt worden war. Die inneren Organe – so die Erklärung weiter – sind über das Rückenmark und Nervenstränge mit bestimmten Hautzonen verbunden. Wird dort Procain injiziert, lassen sich auch in den Organen angesiedelte Beschwerden teilweise ausschalten.

Behandlung
Zur Diagnoseerstellung ist eine sehr gründliche Befragung und Untersuchung notwendig, die auch frühere Verletzungen, Unfälle, Operationen etc. als mögliche Ursachen für Beschwerden aufzuspüren versuchen. Bei der nachfolgenden Behandlung werden verschiedene Stichtechniken eingesetzt, mit denen ein örtliches Betäubungsmittel in bestimmte Körperzonen gespritzt wird. In akuten Fällen sind tägliche Behandlungen möglich, bei chronischen Leiden einmal wöchentlich beziehungsweise beim Wiederauftreten der Beschwerden. Meist wird eine Serie von mindestens 3-6 Behandlungen empfohlen.
Das Sekundenphänomen – das Aussetzen des Schmerzes innerhalb von wenigen Sekunden – gilt unter Neuraltherapeuten als bewiesen, wenn die behandelte Person nach Injektionen in ein Störfeld mindestens 20 Stunden lang (bei Zähnen 8 Stunden lang) beschwerdefrei ist. Diese Zeit reicht weit über die Wirkung des Betäubungsmittels hinaus, die meist nur 15 bis 60 Minuten anhält.
Wie bei etlichen anderen komplementärmedizinischen Verfahren, kann auch eine Erstverschlechterung – eine Verstärkung der Symptome für ein oder zwei Tage – einsetzen. Das zeigt, dass der Körper auf die Behandlung anspricht und die Heilreaktion durch die Aktivierung der Selbstheilungskräfte einsetzt.

Anwendungsgebiete
Am häufigsten wird die Neuraltherapie als Schmerzbehandlung – etwa bei Migräne, rheumatischen Schmerzen und Neuralgien – sowie bei Entzündungen eingesetzt. Nach Unfällen und Operationen wird dadurch eine schnellere Rehabilitation möglich. Aber auch bei chronischen Erkrankungen, funktionellen und hormonellen Störungen wird die Neuraltherapie eingesetzt. Einige Einsatzmöglichkeiten sind Magenbeschwerden, Angina pectoris, Arteriosklerose, Schlaganfälle (zur Linderung der Folgen) und Regelbeschwerden. Zeigt die Neuraltherapie keinen Erfolg, können ausleitende Verfahren oder Heilfasten helfen, den Körper auf die Behandlung vorzubereiten.
Arthrosen können mit Neuraltherapie nicht geheilt werden, sie kann aber Einfluss auf den Schmerz und Entzündungsverlauf haben. Dasselbe gilt auch für die Behandlung von Krebserkrankungen.
Wenn aber die Regulationskraft zu stark geschwächt ist, kommt auch die Neuraltherapie an ihre Grenzen. (Krebs im Endstadium, Organversagen, etc.)

Wirkweise und Wirksamkeit
Vereinfacht wirkt das in der Neuraltherapie eingesetzte Procain, wie ein Resetknopf eines Computers. Bei vielen Krankheiten, Störungen, oder einfach nur Schmerzen ist der Auslöser weniger wichtig, als die Verselbstständigung des Schmerzes oder der Entzündung. Diese Verselbstständigung, ähnlich dem Hängenbleiben eines Computers, wird durch die Gabe von Procain an die richtige (!) Stelle unterbrochen und es findet eine Umprogrammierung statt, die dann die Heilung erst ermöglicht.
Darum sind bei langjährigen Störungen oft mehrfache Injektionen nötig, da der Körper oft regelrecht die falsche Programmierung angenommen hat und zunächst bestrebt ist diese – obwohl falsche – Programmierung zu bewahren. Es kann daher sein, dass nach zwei bis drei Injektionen kein Effekt eingetreten ist, aber nach einer vierten dann alles sich teilweise dramatisch verbessert. Hier gilt es auch Geduld zu haben, was nicht immer leicht ist.

Lokalanästhetika wirken schmerzstillend, entzündungshemmend und regen den Lymphfluss an. Die Wirksamkeit der Neuraltherapie ist durch Einzelheilerfahrungen und klinische Studien gut belegt.
In der Schweiz gehört die Neuraltherapie mittlerweile zu den regulären Leistungen aller gesetzlichen Krankenkassen. An der Universität Bern wurde sogar eine Forschungsstelle für die Neuraltherapie (Prof. Dr. Lorenz) eingerichtet.
In der Neuraltherapie wird die Herd- und Störfeldtheorie als mögliche Erklärung für die vielfältigen Phänomene angegeben. Ein Störfeld kann demnach zum Beispiel eine alte Narbe, eine chronisch entzündete Rachenmandel, oder, wie so häufig, ein asymptomatischer „toter Zahn“ sein.
Von dort werden störende Dauerreize sowohl für Körper als auch Immunsystem gebildet.
Außerdem kann die Neuraltherapie in weiterer Folge auch die Wirkung anderer Therapien positiv beeinflussen.

Risiken und Gefahren
In der Hand des erfahrenen Therapeuten ist die Neuraltherapie praktisch nebenwirkungsfrei.
Die Allergie auf Procain, die immer wieder genannt wird, gibt es praktisch nicht. Rötungen nach Injektionen oder Wärmegefühle sind Zeichen einer Wirkung nicht einer Unverträglichkeit.
Bei Injektionen an Nervenknoten, kann das betroffenen Gebiet für maximal 30 Min betäubt bleiben, aber Nervenschäden sind bei Verwendung dünnster Nadel und richtiger Technik kaum möglich.
Kreisaufreaktionen gibt es häufig und zeigen meist sogar eine gute Wirkung an. Diese sind v.a. Wärmegefühle und Schwitzen und halten nur für wenige Minuten nach der Injektion an. In dieser Zeit werden Sie überwacht. Die Behandlung findet zur Ihrer Sicherheit praktisch immer im Liegen statt.
Da die meisten Patienten zunächst einmal ihre Angst vor Spritzen überwinden müssen und wir die Verträglichkeit des Procain grundsätzlich prüfen, wird in der ersten Sitzung praktisch immer mit Minidosen von Procain gearbeitet. Dadurch mag die Wirkung etwas abgeschwächt sein, aber die Behandlung ist dadurch sehr sicher.

Es gibt kritische Injektionen in der Neuraltherapie bei besonderen Konstellationen. Diese wurde in den letzten Jahren mehrfach modizifiziert und werden in der Weise in denen noch immer Internetgeschichten kursieren überhaupt nicht mehr durchgeführt. Zudem findet vor jeder Injektion eine Aufklärung über genau diese spezielle Injektion statt.

Wenn Patienten Injektionen in Areale bekommen, die ohnehin schon schmerzempfindlich sind, können diese Injektionen auch besonders unangenehm sein, auch bei dünnsten Nadeln und bester Nadeltechnik, zumeist führt eine Neuraltherapie aber sofort zu einer Besserung der Beschwerden.
Grundsätzlich werden alle Patienten nach der Injektion überwacht und können ggf ruhen.
Bei Angst vor Spritzen werden andere komplementärmedizinische Verfahren vor der Neuraltherapie angewendet.
 
Bei Störfeldern der Zähne wird immer auch eine Zahnärztliche Mitbeurteilung angestrebt.
Zudem wird v o r einer Behandlung immer eine komplette Schulmedizinische Diagnostik durchgeführt.

Dr. Jacobsen ist zertifizierter Neuraltherapeut der Internationalen Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke. Er ist zu regelmäßiger Weiterbildung in diesem Gebiet damit verpflichtet.

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